Portrait Katrin Wilhelm

„Es hat sich sofort richtig angefühlt“

Mit viel Vertrauen und gegenseitigem Respekt lernen Vikarin Katrin Wilhelm und Mentor Pfarrer Christoph Keller voneinander. Sie sind ein bemerkenswertes Team, das viel miteinander redet und lacht.

Kathrin Wilhelm
  • Text: Sandra Kaufmann
  • Bilder: Alissa Lüpke/Nikolaus Urban/Marius Neumann

6 Minuten

Als Katrin Wilhelm an ihrem Hochzeitstag auf den Altar zuschritt, wartete da nicht nur ihr zukünftiger Ehemann Christian, sondern auch ihr Mentor, Pfarrer Christoph Keller. „Es war besonders schön, dass uns nicht ein fremder Pfarrer getraut hat, sondern jemand, den ich so gut kenne. In seiner freundlichen, ruhigen Art stand er vor uns. So war die Predigt und der ganze Gottesdienst sehr persönlich und stimmig.“

Hochzeit

Ein besonderer Tag Alissa Lüpke

Seit fast einem Jahr absolviert die 28-Jährige ihren Vorbereitungsdienst in Erding bei München. Eine Zeit, in der Wilhelm und Keller viel voneinander gelernt haben. Denn auch für den erfahrenen Pfarrer ist Katrin Wilhelm die erste Vikarin, die er betreut. Und die hat sich einer besondere Aufgabe angenommen: Mit verstaubten Klischees aufzuräumen.

Katrin Wilhelm

„Wenn ich dann komme und sage, ich werde Pfarrerin, wirft das ein neues Licht auf die Kirche.“

Selbstbewusstsein, Talent, Liebe zum Beruf, Leidenschaft und festen Glauben bringt Katrin Wilhelm von Hause aus mit. Dennoch passiert es ihr oft, dass Menschen, denen sie erzählt, was sie beruflich macht, überrascht sind. „Ich entspreche wohl nicht dem typischen Bild einer Theologin.“ Sie spielt gern mit diesem Vorurteil, nutzt es gern zur Aufklärung und hofft, dass sie das überholte Bild vielleicht sogar verändern kann. Auch ihr Mentor Keller kann noch einiges von der jungen, engagierten Vikarin lernen.

Katrin Wilhelm

„Sie kann sich auf die Leute einlassen, das finde ich wichtig.“

„Meine drei Schwestern haben es eigentlich schon immer gewusst,“ erzählt Wilhelm fröhlich. Ihre ganze Jugend hat sie in der Kirchengemeinde verbracht, sie nennt es ihr zweites Zuhause. Sie hat in ihrer Münchner Heimatgemeinde Kindergottesdienste gehalten, war im Kirchenvorstand und in der Jugendarbeit aktiv. Ihr Vater ist katholisch, ihre Mutter evangelisch und ebenfalls ein sehr engagiertes Gemeindemitglied. „Dennoch hatte ich damals nie wirklich in Erwägung gezogen, Pfarrerin zu werden.“ Heute ist ihr erster eigener maßgeschneiderter Talar ihr wertvollstes Kleidungsstück.

Katrin Wilhelm

„Es hat sich sofort richtig angefühlt.“

Direkt nach dem Abitur hat Wilhelm mit Begeisterung angefangen, in München – später auch für kurze Zeit in Göttingen – Theologie zu studieren. Ein langes Studium, bei dem es ihr vor allem die Sprachen angetan haben. Im September 2018 hat sie ihr Vikariat in Erding begonnen und konnte es kaum erwarten, endlich praktisch zu arbeiten.

„Endlich! Die Aussicht auf die Arbeit in der Gemeinde hat mich durch das Studium getragen.“

Katrin Wilhelm

Auch für Christoph Keller ist es eine spannende neue Erfahrung, Kathrin Wilhelm durch ihr Vikariat zu begleiten. Nach zehn Jahren in einer kleinen Gemeinde in Niederbayern füllt er seit 2017 die erste von vier Pfarrstellen in Erding. Die Rolle als Mentor wurde von der Landeskirche an ihn herangetragen. Eine neue Aufgabe mit viel Verantwortung, die er gern angenommen hat.

Katrin Wilhelm

„Es ist wichtig, dass jeder seinen eigenen Weg findet.“

Sie sind ein gutes, entspanntes Team, und dass die Chemie zwischen den beiden stimmt, ist spürbar. Vor Wilhelms erstem eigenen Gottesdienst waren beide aufgeregt. Keller hat in der ersten Reihe gesessen und mitgefiebert, obgleich er keine Sekunde an ihr gezweifelt hat. Sie ist sicherer geworden, aber noch immer aufgeregt, wenn sie einen Gottesdienst halten darf. „Wenn ich Herrn Keller manchmal zuschaue, mit welcher Ruhe und Gelassenheit er seinen Job macht, frage ich mich immer, ob ich das auch jemals so können werde,“ erzählt Wilhelm und lacht. „Ich schwärme schon wieder! Er ist eben eindeutig mein Vorbild.“