Ordination

Berufen, gesegnet, gesendet

Die Ordination ist ein besonderer Schritt im Leben. Nach dem Studium und der praktischen Ausbildungsphase in Vikariat, in der du noch dem Mentor und dem Predigerseminar unterstellt bist, wirst du mit der Ordination Pfarrer beziehungsweise Pfarrerin.

Ordination einer jungen Pfarrerin
Ordination einer jungen PfarrerinELKB / Henkel

Die Kirche beruft dich damit auf Lebenszeit zur eigenständigen Verkündigung des Evangeliums und zur Verwaltung der Sakramente. Du versprichst, dein Leben so zu leben, dass es diesem Dienst nicht widerspricht, die theologischen Grundlagen der Kirche (die Bekenntnisschriften) zu respektieren und das Beichtgeheimnis „unverbrüchlich“ zu wahren.

Die Ordination wird in einem feierlichen Abendmahlsgottesdienst vollzogen und von einem Regionalbischof oder einer Regionalbischöfin vorgenommen. Zur Ordinationshandlung gehören die Berufung (vocatio), die Segnung (benedictio) und die Sendung (missio).

Evangelischer Glaube geht davon aus, dass jeder zu etwas berufen ist. Es ist das, wofür wir von Gott mit Gaben ausgestattet wurden und worin wir in anderen etwas zum Klingen bringen. Manche Menschen gehen ihrer Berufung in ihrer Freizeit oder im Ehrenamt nach. Für andere ist ihr Beruf ihre Berufung. So ist das zum Beispiel im Pfarrberuf. Wir glauben, dass Gott dich an diese Stelle gestellt hat. Das nennt man innere Berufung. In der Ordination kommt zu dieser inneren Berufung die äußere Berufung dazu. Das heißt, die Kirche beauftragt dich öffentlich zum Dienst als Pfarrperson.

Zur Ordination in ein kirchliches Amt gehört seit biblischen Tagen die Handauflegung. Der Pfarrberuf schenkt unheimlich viel Freude, aber er ist auch herausfordernd. Deshalb wirst du von Menschen, die dir besonders wichtig sind, an diesem Tag unter Handauflegung und mit einem Bibelvers gesegnet. Auch die Regionalbischöfin beziehungsweise der Regionalbischof segnet dich für deinen Dienst.

Glauben kann zwar jeder für sich allein, aber die Christliche Botschaft, die Gute Nachricht will mit anderen geteilt, weitererzählt, gelebt und gefeiert werden. Als Pfarrerin oder Pfarrer ist es deine besondere Aufgabe, dafür hinter und vor der Kirchentür einzustehen. In diesen Dienst wirst du am Tag deiner Ordination gesendet. 

Ab der Ordination leitest du den Gottesdienst, feierst zum ersten Mal eigenverantwortlich Abendmahl, und natürlich ist im Anschluss der Moment, um mit deiner Familie, deinen Freunden und Wegbegleitern zusammen zu feiern. 

„Ein gegenseitiges Versprechen“

Der Regionalbischof Axel Piper hatte kürzlich seine erste Ordination als Bischof. Was ihm dabei wichtig ist und welche Erinnerungen an die eigene Ordination geweckt wurden, erzählt er im Interview.

Regionalbischof Axel Piper

Axel Piper ist seit Januar 2019 Regionalbischof des Kirchenkreises Augsburg und Schwaben. Ulrich Wagner und Kirchenkreis Augsburg

Regionalbischof Piper, was genau ist die Ordination? Wer wird ordiniert?
Die Ordination ist die Beauftragung der Pfarrer und Pfarrerinnen von der Kirche zu lehren und zu verkündigen. Der Auftrag ist also, das Herzstück des Pfarrberufes wahrzunehmen. Die Ordination ist einmalig und unwiderruflich. Sie ist fast so etwas wie ein gegenseitiges Versprechen. Die Ordinierten versprechen, dass sie ihr Leben nach Jesus Christus ausrichten und dass sie bekenntnisgetreu ihrer Arbeit in Lehre und Verkündigung nachgehen. Und umgekehrt bindet sich die Kirche an die Pfarrerinnen und Pfarrer.
 
Wie läuft eine Ordination ab?
Die Ordination ist ein Verfahren, bei dem deutlich wird, wie ernst die Kirche dieses Ereignis nimmt. Es kann natürlich nur ordiniert werden, wer das Theologische Examen bestanden hat. Von der Kirche zur Ordination beauftragt sind die Regionalbischöfinnen und -bischöfe. Zunächst muss die Anwärterin oder der Anwärter allerdings eine Stellungnahme zu Schrift und Bekenntnis einreichen und diese in einem Gespräch mit der entsprechenden Bischöfin oder dem Bischof verteidigen. Danach findet ein feierlicher Ordinationsgottesdienst statt.
 
Sie sind seit Anfang des Jahres Regionalbischof in Augsburg, wie war es für Sie, das erste Mal einen jungen Menschen zu ordinieren?
Aufregend! Meine erste Ordination ist erst ein paar Monate her, und das war auch für mich ein ganz besonderes Ereignis. Mir ist es wichtig, dass das sehr feierlich und persönlich ist, weil ich weiß, wie wichtig das Ereignis für den jungen Menschen ist. Da kommt die ganze Familie und feiert einen Abschluss mit, der zugleich ein Beginn ist. Und auch von den Gemeinden wird das sehr ernst genommen.
 
Wie geht es nach der Ordination weiter?
Es geht direkt in die Pfarrstelle. In der Regel wird in der Gemeinde ordiniert, in der der neue Pfarrer oder die neue Pfarrerin dann auch eingesetzt wird. Die Ordination ist also auch gleichzeitig die Einführung in das neue Amt am neuen Arbeitsplatz. 
 
Haben Sie sich an Ihre eigene Ordination erinnert?
Ja, habe ich und ich habe versucht es anders zu machen. Ich komme aus einem der geburtenstarken Jahrgänge, da gab es keine individuelle, persönliche Ordination. Dennoch war es natürlich ein besonderer Moment.
 
Was hat er für Sie bedeutet?
Ich habe diesen Moment als Abschluss empfunden. Noch viel deutlicher, als bei der Übergabe des Zeugnisses. Ich war erleichtert, und gleichzeitig war es für mich auch der Beginn eines neuen, spannenden Lebensabschnittes.